Affiliate Marketing – mehr als ein netter Nebenverdienst? 

Wer Social Media konsumiert, kennt sie, die Empfehlungen der Creator. Dahinter steckt nicht nur ein Service, sondern eine provisionsbasierte Vergütung – die für die meisten allerdings nicht mehr als ein Nebenverdienst ist. Lohnt es sich trotzdem?
oleg-laptev-QRKJwE6yfJo-unsplash
Der “Affiliate Marketing Trend-Report 2024” zeigt, dass sich 11 Prozent der Befragten in Zukunft auf andere Einnahmequellen fokussieren möchten. (© Oleg Laptev/Unsplash)

Irgendwo zwischen Morgenroutine, Pilatesübungen, dem Alltag mit Schulkind und Themen wie Frauengesundheit erzählt Alexa von Heyden von Produkten, die sie liebt. Von einer CC-Cream, von Bronze-Puder, von Yoga-Pants. All das ist in ihren täglichen Instagram-Stories zu sehen und längst nichts Neues mehr, denn die Follower*innen sind es gewohnt, eine Mischung aus persönlichem und werblichem Content zu sehen. Sie ist Journalistin, Creatorin und hat selbst seit 2007 einen Blog namens “Alexa Peng”, wo sie nach wie vor persönliche Texte und Empfehlungen teilt – genauso wie auf ihrem Instagram-Kanal.  

Schließlich gehört Werbung auf Social Media mittlerweile genauso dazu wie im Fernsehen. Doch sie hat sich weiterentwickelt und ist mittlerweile ziemlich vielschichtig. Neben den klassischen Kooperationen gibt es noch ein Tool, das oft weniger deutlich als Werbung wahrgenommen wird: Affiliate Marketing. Das bedeutet, dass Creator wie Alexa von Heyden ihre Lieblingsprodukte verlinken und eine Provision dafür bekommen, wenn jemand etwas in den Warenkorb packt und schließlich kauft.  

Anfänge und Status Quo des Affiliate Marketings 

Kevin Tewe – (c) Nina Schmiedel (1) (1)
„Gerade bei Marketplaces ist Affiliate Marketing für Creator immer noch relevant, da sie schnell etwas verlinken können, was sie sich zum Beispiel selbst gekauft haben“, sagt Kevin Tewe von der Agentur ALLIN. (© Nina Schmiedel)

“Früher gab es einen Run auf die Teile und in den USA und UK sogar Bloggerinnen, die über Affiliate zur Millionärin wurden”, erklärt Alexa von Heyden. Der “Affiliate Marketing Trend-Report 2024” von xpose360 zeigt, dass 75 Prozent der Werbungtreibenden Affiliate Marketing nach wie vor als wichtigen Kanal sehen und 89 Prozent der Befragten auch weiterhin auf dieses Tool setzen.  

Kevin Tewe, Founder und Managing Partner der Agentur ALLIN, arbeitet mit Creatorn wie Ana Johnson, Diana zur Löwen und Stefano Zarrella und sagt: “Gerade bei Marketplaces ist es für Creator immer noch relevant, da sie schnell etwas verlinken können, was sie sich zum Beispiel selbst gekauft haben und so durch die Empfehlung Einnahmen generieren. Je nach Marketplace und Professionalität der Umsetzung kommt hier auch im Monat ein sehr guter Betrag für einige Creator zusammen.” 

Affiliate Marketing als Nebenverdienst

Dennoch ist es sowohl aus Brand- als auch aus Creator-Sicht wichtig, Affiliate Marketing nicht zu überschätzen. Tewe sagt, es sei mehr ein Nebenverdienst und würde definitiv nicht zum Kerngeschäft zählen. Das weiß auch von Heyden, die sich früh unabhängig davon gemacht hat: “Ich sehe es mehr als Service für meine Followerinnen oder Leserinnen. Als Einnahme ist es für mich kaum relevant. Die Provisionen liegen zwischen zwei und maximal zwölf Prozent. Bei einem Oberteil oder Buch für 20 Euro rechnet sich das nicht.” 

Insgesamt gibt Alexa von Heyden an, mit Affiliate Marketing zwischen 300 und 500 Euro brutto im Monat zu verdienen. “Aber das wird immer weniger, weil ich einfach nicht so viel zum Verlinken habe”, sagt sie. “Meine Leute wollen eins zu eins kaufen, was sie an mir sehen. ‘So ähnlich’ funktioniert bei meiner Zielgruppe schlecht. Das schlägt mir Rewardstyle aber immer wieder vor.” Im Grunde genommen würde sie sich die Kleidungsstücke oder Trainingsgeräte selbst kaufen und verlinken – am Ende sei es für sie Glück, wenn sie den Kaufpreis wieder reingeholt hätte.  

Die Unabhängigkeit der Creator 

Obwohl Affiliate Marketing einerseits eine weitere Einnahmequelle ist, macht sie im Umkehrschluss genauso abhängig. Denn wie losgelöst spricht man Empfehlungen aus, wenn sie immer daran geknüpft sind, möglichst viele Follower*innen zum Kauf zu überzeugen? Dieser Problematik sind sich auch die Creator bewusst. 

Alexa_von_Heyden_by_Alicia_Minkwitz_8963 (1)
Die Creatorin Alexa von Heyden verdient mit Affiliate Marketing zwischen 300 und 500 Euro brutto im Monat. “Aber das wird immer weniger, weil ich einfach nicht so viel zum Verlinken habe.” (© Alicia Minkwitz)

Der “Affiliate Marketing Trend-Report 2024” zeigt, dass mittlerweile elf Prozent der Befragten sich in Zukunft auf andere Einnahmequellen fokussieren möchten. Vor allem im Lifestyle-Bereich scheint der Trend des Affiliate Marketings seinen Peak längst hinter sich zu haben – wenn man hinter die Kulissen der Smartphone-Screens blickt. “Der Hype ist meiner Meinung nach aber inzwischen abgeflacht und viele machen lieber ihre eigenen Labels”, erklärt Alexa von Heyden. Am Ende sei es oft so, dass die Community entweder übersättigt oder genervt sei – denn die verlinkten Teile sind oft zu teuer oder sofort ausverkauft.  

Wie funktioniert gutes Affiliate Marketing in Zukunft?  

Vielleicht braucht es ein Umdenken, vielleicht aber auch etwas ganz anderes, um Affiliate Marketing wieder attraktiver und vor allem erfolgreicher zu machen. Von außen betrachtet werden sie gefühlt nicht weniger, die provisionsbasierten Empfehlungen in den Instagram-Stories – verlinkte Empfehlungen gibt es nach wie vor so gut wie jeden Tag.  

Von einer anderen Perspektive aus betrachtet müsste sich einiges ändern. Alexa von Heyden sagt: “Ich bekomme keine Unterstützung von Agenturen. Die haben mich nicht auf den Radar, auch wenn 1000 Klicks auf das Arket-Kleid gehen, das ich verlinke.” Wurde hier die Chance verpasst, sich abseits der großen Creator mit mehreren hunderttausend Follower*innen auf diejenigen zu konzentrieren, die eine kleinere, aber dafür treue und kaufkräftige Community haben? 

Kevin Tewe weiß, dass es noch weitere Kritikpunkte gibt: “Es geht um die Verfügbarkeit und die Beteiligung. Wie fair ist es und wie viele Artikel deckt es ab? Daher sind Marketplaces, wie zum Beispiel Amazon hier sehr beliebt. Die Flexibilität für den Creator ist hier einfach absolut gegeben und es lässt sich stets gut einbinden.” Für ihn braucht es also mehr Transparenz und Zugänglichkeit, sodass Affiliate Marketing wieder auf allen Ebenen und vor allem für beide Seiten interessant und mehr genutzt wird.  

(eb, Jahrgang 1993) ist freie Journalistin und kam vom Modejournalismus über Umwege zum Wirtschaftsjournalismus. Sie kann sich schnell für neue Themen begeistern, führt am liebsten Interviews und hasst Stillstand – was das Pendeln zwischen Bayern und Berlin umso leichter macht.