Acht Milliarden Euro Umsatz: Corona beflügelt Zalando

In den Laden gehen, anprobieren, mitnehmen – so einfach haben es Kunden unter Corona-Bedingungen nicht immer. Für Deutschlands größten Online-Modehändler Zalando wirkt die Krise deshalb wie ein Turbo. Zusätzlich zum Wachstum im Jahr 2020 wird ab 1. April erstmals eine Frau im Vorstand der Berliner Firma sein.
Zalando
Zalando will auf lange Sicht zehn Prozent des europäischen Modemarkts beherrschen. Heute sind es nach Unternehmensangaben drei Prozent. (© Zalando)

Neue Klamotten kaufen die Menschen in der Corona-Zeit noch häufiger im Internet. Die wochenlangen Schließungen von Modegeschäften beflügeln auch die Geschäfte von Zalando. Deutschlands größter Online-Modehändler profitiert zudem davon, dass in der Krise mehr stationäre Händler ihre Ware über Zalandos Plattform anbieten. Nach einem „außerordentlich starken“ Start ins Jahr rechnet das Berliner Unternehmen für 2021 europaweit mit einem Umsatzplus von 24 bis 29 Prozent auf 9,9 bis 10,3 Milliarden Euro.

Acht Milliarden Euro Umsatz, 14.000 Mitarbeiter

„Covid führt zu einem Sprung im Online-Shopping“, sagte Vorstandsmitglied Robert Gentz am Dienstag. Auf das Niveau vor der Pandemie werde der Markt nicht mehr zurückfallen. Getrieben durch viele neue Kunden und neue Läden im Partnerprogramm war der Umsatz im vergangenen Jahr um rund 23 Prozent auf acht Milliarden Euro gestiegen. Unterm Strich war der Gewinn mit rund 226 Millionen Euro mehr als doppelt so groß wie im Vorjahr.

Das einstige Start-up beschäftigt mehr als 14.000 Menschen in 17 Ländern und will auf lange Sicht zehn Prozent des europäischen Modemarkts beherrschen; heute sind es nach Unternehmensangaben drei Prozent.

Die Kennzahlen aus dem Geschäftsbericht von Zalando für 2020. (Quelle: Zalando)

H&M legt Online zu, kämpft aber mit stationärem Geschäft

Dabei ist Zalando nicht der einzige Online-Händler, der die Corona-Krise für sich nutzen konnte. Nach Daten des Statistischen Bundesamts legte 2020 allein in Deutschland der Online-und Versandhandel insgesamt um knapp ein Viertel zu. Zalando-Konkurrenten wie der spanische Inditex-Konzern und H&M aus Schweden konnten im europäischen Online-Geschäft sogar deutlich stärker zulegen als die Berliner, kämpften aber mit Verlusten im stationären Handel und schließen Läden.

Durchschnittlich Ware für 58 Euro bei Zalando

In Deutschland trägt Zalando seinen Teil dazu bei, dass Paketdienste Rekordmengen an die Haustüren bringen. Gewöhnlich schicken die Kunden etwa die Hälfte davon zurück, 2020 soll es vorübergehend aber deutlich weniger gewesen sein. Kunden bestellten mehr Freizeitklamotten statt Kleider für bestimmte Anlässe, durchschnittlich war Ware für 58 Euro im Paket.

Man wolle Retouren so weit möglich verhindern, sagte das scheidende Vorstandsmitglied Rubin Ritter. Gleichzeitig versicherte er, dass das Zurücksenden für die Kunden einfach bleiben soll. Zalando will versuchen, Wachstum und Nachhaltigkeit unter einen Hut zu bringen.

Zalando bietet Händlern und Marken Platz

Neben dem eigenen Handel bietet der Konzern auch anderen Händlern und Markenherstellern Platz für ihr Geschäft. Bis Ende Februar 2021 waren mehr als 3400 stationäre Geschäfte an die Zalando-Plattform angebunden. Das Bruttowarenvolumen, das sowohl eigene als auch Verkäufe über die Plattform umfasst, könnte in diesem Jahr um 27 bis 32 Prozent auf 13,6 bis 14,1 Milliarden Euro wachsen. Für 2025 peilt das Unternehmen mehr als 30 Milliarden Euro an.

Erste Frau wechselt in den Vorstand von Zalando

Zalandos Kundschaft sind zum großen Teil Frauen – auf der obersten Management-Ebene spielten sie bislang aber keine Rolle. Nun rückt Personalchefin Astrid Arndt als erste Frau in den fünfköpfigen Vorstand auf. Zum 1. April wird sie als Chief People Officer in das Gremium berufen. Co-Chef Rubin Ritter tritt nach mehr als elf Jahren ab, damit seine Frau sich stärker auf ihren Beruf konzentrieren kann. „Ich denke, dass ich nun dran bin, Zeit mit der Familie zu verbringen“, sagte er.

Astrid Arndt wird Chief People Officer von Zalando. (Foto: Zalando)

Arndt arbeitet seit 2018 für Zalando und leitet seit 2019 die Abteilung „People & Organisation“ als Senior Vice President. Zuvor leitete sie die Personalabteilung für Juristen bei Hengeler Mueller und war Beraterin bei McKinsey & Company.

(he, Jahrgang 1987) – Waschechter Insulaner, seit 2007 Wahl-Hamburger. Studierte Medien- und Kommunikationswissenschaften und pendelte zehn Jahre als Redakteur zwischen Formel-1-Rennstrecke und Vierschanzentournee. Passion: Sportbusiness. Mit nachhaltiger Leidenschaft rund um die Kreislaufwirtschaft und ohne Scheuklappen: Print, live, digital.