KI im Marketing bei Parship 

Wie sich Mensch und KI bei der Content-Erstellung ideal ergänzen und wieso er für eine KI-Kennzeichnungspflicht ist, erklärt Herbert Murschenhofer, CMO der Parship Group, im Interview. Teil 21 unserer Serie KI im Marketing.
Herbert Murschenhofer über KI im Marketing bei Parship
Herbert Murschenhofer ist seit 2014 CMO der ParshipMeet Group.  (© Parship)

 
Herr Murschenhofer, wofür haben Sie KI zuletzt persönlich eingesetzt? 

Ganz persönlich habe ich mir von ChatGPT für einen Städtetrip Empfehlungen für Restaurants und Aktivitäten in Athen zusammenstellen lassen.  
 
In welcher Weise setzt Ihr Unternehmen KI im Marketing ein? 

KI ist aus dem Marketing-Alltag nicht mehr wegzudenken und kommt bei der ParshipMeet Group in verschiedensten Bereichen zum Einsatz, etwa im Display Marketing, bei Paid Social Media sowie im SEO- oder im Designbereich. In der Konzeptionsphase dienen uns ChatGPT oder andere KI-basierte Textgeneratoren bei der Gestaltung von Anzeigen oft als Startwerkzeug. Sie können aber auch frischen Input liefern, wenn wir griffige Headlines oder Call-to-Actions für bestimmte Zielgruppen benötigen. Damit sind sie gerade in der Vorbereitung von neuen Anzeigentests durchaus eine Bereicherung. Im SEO-Bereich hilft KI insbesondere bei der Erstellung von Briefings. Und in unserem Design-Team ist KI fester Bestandteil bei der Bildretusche sowie bei der Nachbearbeitung von Audioinhalten. Doch gerade in der Dating-Branche ist ein gezielter Einsatz wichtig. Mit unseren Marken wie Parship, ElitePartner, eharmony oder Lovoo verbinden wir echte Menschen mit echten Emotionen. Das muss sich auch in unseren Kampagnen widerspiegeln. 

 
Können Sie anhand eines konkreten Beispiels erklären, wie KI Ihrem Marketing-Team die Arbeit erleichtert? 

Ein gutes Beispiel, wie sich die Expertise unserer Teammitglieder und der Mehrwert von KI gegenseitig ergänzen, ist das Erstellen von Briefings für Artikel mit Keyword-Fokus: Im ersten Schritt prüfen wir den User Intent zu einem bestimmten Thema, indem wir die KI explizit fragen, was User dazu erwarten und lesen möchten. Der Output wird in der Regel noch einmal mit einer Google-Analyse überprüft. Um die Struktur eines Artikels auszuarbeiten, bitten wir die KI, richtige Fragen und Unterthemen zu formulieren. Das Ergebnis verifizieren wir wiederum manuell. Anschließend lassen wir die KI Vorschläge für Meta-Title und Meta-Description formulieren. Geschrieben werden die Inhalte aber dennoch von unseren Autor*innen, die aber von einem deutlich schlankeren Prozess profitieren.  
 
Welche rechtlichen oder ethischen Fragen zur KI sind Ihrer Meinung nach noch zu klären? 

Wichtig ist der verantwortungsvolle Umgang mit KI. Als Marketingverantwortliche sind wir in der Position, jetzt die richtigen Weichen zu stellen. Wir sollten uns einig sein, dass Fakes und Verfälschungen unredlich sind. Insbesondere wenn Personen involviert sind, ist es unerlässlich, den ursprünglichen Kontext nicht zu verfälschen. Eine Kennzeichnungspflicht für KI-generiertes Material könnte in diesem Zusammenhang hilfreich sein. Wer sich mit unseren Inhalten auseinandersetzt, muss sich zudem darauf verlassen können, dass sie tatsächlich von uns stammen. Hier könnten – zumindest auf den gängigen Plattformen – Verifizierungslösungen hilfreich sein, damit die Urheber von Inhalten eindeutig erkannt und klar zugeordnet werden können.  

Welche Aufgaben im Marketing könnte die KI in Zukunft noch übernehmen und wo liegen die Grenzen, also wofür wird es immer das menschliche Hirn brauchen? 

Ich bin ich überzeugt, dass man KI nicht als Feind, sondern als Freund betrachten sollte – beziehungsweise als Kolleg*in. Auch wenn viele Applikationen noch in einer Frühphase sind, unterstützen sie uns im Arbeitsalltag bereits an vielen Stellen und sorgen für effizientere Workflows. Trotzdem werden wir auf menschliche Kapazitäten auf absehbare Zeit nicht verzichten können – das wissen wir als Online-Dating-Anbieter nur zu genau. Für uns ist es essenziell, genau abzuwägen, in welchen Bereichen der Einsatz von KI einen Mehrwert liefert und wo wir auch ganz bewusst darauf verzichten, den vollen Umfang an Möglichkeiten auszuschöpfen. Als Marketer dürfen wir uns auch morgen nicht damit zufriedengeben, KI-generierter Inhalte lediglich zu prompten, zu prüfen und zu optimieren. Das würde nur zu durchschnittlichen Arbeitsergebnissen führen, da KI dazu neigt, den Mittelweg aus bestehenden Creatives zu beschreiten. Echte Innovation braucht weiterhin kluge Köpfe. 

Das Interview wurde schriftlich geführt. 


FormAlle bisher erschienenen Folgen dieser Interviewserie mit Markenentscheider*innen zu KI lesen Sie hier:      

Folge 1: KI im Marketing bei SAP, Gespräch mit Kerstin Köder      

Folge 2: KI im Marketing bei Burger King, Gespräch mit Klaus Schmäing      

Folge 3: KI im Marketing bei Ritter Sport, Gespräch mit Franziska Kleinhans      

Folge 4: KI im Marketing bei Obi, Gespräch mit Christian von Hegel      

Folge 5: KI im Marketing bei Mercedes-Benz, Gespräch mit Bettina Fetzer      

Folge 6: KI im Marketing bei Tonies, Gespräch mit Claudia Lührs      

Folge 7: KI im Marketing bei Afri Cola, Gespräch mit Sven-Eric Frisch      

Folge 8: KI im Marketing bei Henkel, Gespräch mit Sarah Manseck      

Folge 9: KI im Marketing bei Nestlé, Gespräch mit Daniel Marschollek      

Folge 10: KI im Marketing bei Rossmann, Gespräch mit Petra Czora     

Folge 11: KI im Marketing bei Samsung, Gespräch mit Mike Henkelmann     

Folge 12: KI im Marketing bei Frosta, Gespräch mit Hinnerk Ehlers   

Folge 13: KI im Marketing bei Tchibo, Gespräch mit Kristina Büttner   

Folge 14: KI im Marketing bei der Gothaer, Gespräch mit Thomas Heindl  

Folge 15: KI im Marketing bei Rewe, Gespräch mit Elke Wilgmann  

Folge 16: KI im Marketing bei Otto, Gespräch mit Nicolai Johannsen  

Folge 17: KI im Marketing bei Covestro, Gespräch mit Dickon Purvis  

Folge 18: KI im Marketing bei Nivea, Gespräch mit Nadine Bartenschlager und Catherine Niebuhr  

Folge 19: KI im Marketing bei InnoGames, Gespräch mit Felix Janzen 

Folge 20: KI im Marketing bei der R + V, Gespräch mit Anja Stolz

Laura Schenk (ls, Jahrgang 2002) ist seit August 2023 Werkstudentin bei der absatzwirtschaft und hat immer Lust, sich neuen Themenbereichen zu widmen. Eine besondere Vorliebe hat sie für kubistische Malerei und das Schreiben in all seinen Formen. Ihrer Heimatstadt Leipzig hat sie 2023 sogar einen Kurzgeschichtenband gewidmet. Sie studiert dort Kommunikations- und Medienwissenschaft und engagiert sich crossmedial bei Lokalzeitungen und beim Radio.