KI im Marketing bei Frosta

Frosta testet KI in verschiedenen Bereichen. Produkte abschmecken wird die KI aber niemals, sagt Hinnerk Ehlers, Vorstand Marketing und Vertrieb, im Kurzinterview. Teil 12 der Serie Künstliche Intelligenz im Marketing.
Hinnerk Ehlers, Vorstand Marketing, Vertrieb und Personal der Frosta AG, bei einem Fototermin in der Showküche in den Firmenräumen in Hamburg. Der Bremerhavener Tiefkühlkosthersteller Frosta berichtete am 24.02.2022 in einer Bilanz-Pressekonferenz über das Geschäftsjahr 2021.
Hinnerk Ehlers ist Vorstand Marketing und Vertrieb bei Frosta. (© Frosta)

Herr Ehlers, in welcher Weise setzt Frosta KI bereits ein? 

Indirekt nutzen wir, wie andere auch, über unsere Media Agentur (JOM Hamburg) bereits seit längerem analytische KI im Bereich der Mediabuchung. Insbesondere Services wie Google P-Max oder Meta Odax (Outcome Driven Ads Experience) und Smart Bidding helfen uns dabei, für die digitalen Werbeformate die bestmögliche Effizienz sicherzustellen und für den jeweiligen User die beste Kombination aus Text- und Bild-Werbemittel auszuspielen und so das jeweilige Ziel (Awareness, Conversion,…) mit der besten Kosteneffizienz zu erreichen.  

Im von uns genutzten Social Media Planungstool nutzen wir den dort integrierten „AI Caption Generator“, der auf Basis der vorangegangenen Posts die erfolgreichsten Captions analysiert und daraus Vorschläge für neue Posts macht. Darüber hinaus befassen wir uns damit, wie beides – generative und analytische KI – unsere Prozesse im Marketing unterstützen können und wir haben in verschiedenen Bereichen Tests durchgeführt oder geplant.  

Haben Sie vor, Ihren Mitarbeitenden ethische Leitlinien zum Einsatz von generativer KI an die Hand zu gegeben oder gibt es schon welche? 

Es gibt bisher noch keine dezidierten Leitlinien, weder ethische noch rechtliche, da wir aktuell hauptsächlich mit analytischer KI und auch das nur im kleinen und dadurch sehr kontrollierbaren Rahmen hantieren. Wir befinden uns jedoch gerade in der Abstimmung mit verschiedenen Bereichen (etwa Datenschutz und IT Security), um einen sicheren und unseren Werten entsprechenden Einsatz von generativer KI auch im größeren Umfang bei uns durch abgestimmte Rahmenbedingungen zu ermöglichen. 

Würden Sie eine persönliche Erfahrung, die Sie mit (generativer) KI gemacht haben, mit uns teilen? 

Wie gesagt, sind wir im Grunde noch ganz am Anfang und experimentieren im Alltag beziehungsweise gehen da eher noch spielerisch vor. So lasse ich mir mal eine Agenda entwerfen, habe mehrmals lange Texte kürzen und Zusammenfassungen erstellen lassen. Aus Spaß haben wir aber auch schon mal für eine kleine Aktion 100 Anzeigen für Social Media entwerfen lassen, also mit Headlines und so weiter. Das dauerte zwei Minuten und schlecht waren die Vorschläge nicht. In Polen haben wir für einen neuen TV-Spot, den wir testen wollten, Animatics von einer KI entwickeln lassen. Das ist eine neue Liga und hat uns bei dem Pre-Test sehr gut geholfen. Auch mit unserer Agentur WBN (Wynken Blynken & Nod) sind wir im engen Austausch zum Thema KI. 

Aus heutiger Sicht: Welche Aufgaben im Marketing wird die KI zuerst übernehmen? 

Schon heute kann Künstliche Intelligenz viele „Vorarbeiten“ der Ideengenerierung übernehmen, wie beispielsweise die Erstellung von ersten Entwürfen eines Key Visuals, Textbausteinen, Draft Audio-Ads, Präsentationen oder Website-Entwürfen. Hierbei stellt sich für die externe Nutzung allerdings gerade bei generativer KI aktuell noch die Frage des Urheberrechts. Spannend wird sicher auch das Entdecken neuer Ideen für die Produktentwicklung oder Verpackungsinnovationen, an die wir heute vielleicht noch nicht denken. Die detaillierte Gestaltung und Ausarbeitung der Ideen bis zum fertigen Produkt oder zur fertigen Kampagne bleibt aber nach wie vor die Verantwortung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Marketing.  

In welchen Bereichen oder für welche Tätigkeiten wird es immer das menschliche Hirn brauchen? 

Frosta-Produkte begeistern seit Jahren immer mehr Menschen, vor allem weil sie schon seit 20 Jahren komplett ohne Zusatzstoffe auskommen und anscheinend auch gut schmecken. Mir ist noch keine KI bekannt, die für uns das Abschmecken unserer Produkte übernehmen könnte und das ist auch gut so. 

Das Interview wurde schriftlich geführt


Alle bisher erschienenen Folgen dieser Interviewserie mit Markenentscheider*innen zu KI lesen Sie hier:  

Folge 1: KI im Marketing bei SAP, Gespräch mit Kerstin Köder  

Folge 2: KI im Marketing bei Burger King, Gespräch mit Klaus Schmäing  

Folge 3: KI im Marketing bei Ritter Sport, Gespräch mit Franziska Kleinhans  

Folge 4: KI im Marketing bei Obi, Gespräch mit Christian von Hegel  

Folge 5: KI im Marketing bei Mercedes-Benz, Gespräch mit Bettina Fetzer  

Folge 6: KI im Marketing bei Tonies, Gespräch mit Claudia Lührs  

Folge 7: KI im Marketing bei Afri Cola, Gespräch mit Sven-Eric Frisch  

Folge 8: KI im Marketing bei Henkel, Gespräch mit Sarah Manseck  

Folge 9: KI im Marketing bei Nestlé, Gespräch mit Daniel Marschollek  

Folge 10: KI im Marketing bei Rossmann, Gespräch mit Petra Czora 

Folge 11: KI im Marketing bei Samsung, Gespräch mit Mike Henkelmann 

(tht, Jahrgang 1980) ist seit 2019 Redakteur bei der absatzwirtschaft. Davor war er zehn Jahre lang Politik- bzw. Wirtschaftsredakteur bei der Stuttgarter Zeitung. Der Familienvater hat eine Leidenschaft für Krimis aller Art, vom Tatort über den True-Crime-Podcast bis zum Pokalfinale.