Herr Brobeil, wann haben die Spielwarenhersteller das Thema Kreislaufwirtschaft für sich entdeckt?
Das Thema beschäftigt die Branche schon seit Jahren, denken Sie nur an die Spielwarenmesse 2011 mit „Toys go Green“ als zentralem Thema oder die zahlreichen Bestrebungen in der Branche, mit neuen Materialien wie Fasal oder Bambus zu experimentieren. Auch 2022 stand Nachhaltigkeit auf der Messe im Fokus. 2023 wurde den Themen „Umwelt und Klima“ eine Sonderfläche gewidmet. Es stimmt aber, dass das Thema aufgrund der aktuellen gesellschaftlichen Diskussion weiter Fahrt aufgenommen hat, auch im Bereich der Kreislaufwirtschaft. Kaum noch ein Hersteller, der sich damit nicht beschäftigt, sei es mit Materialien, Transsportwegen oder Verpackungen.
Trotz dieser Bestrebungen enden viele Spielsachen als Plastikmüll. Wohin damit?
Gerade bei älteren Produkten mit unbekannten Inhaltstoffen kommt beim Recycling zu neuen Spielwaren der Sicherheitsaspekt ins Spiel. Eine Wiederverwertung zu Alltagsprodukten ist hier eine Möglichkeit. Eine weitere große Herausforderung besteht aus Sicht des DVSI wohl darin, ein branchenübergreifendes Recycling- und Re-Use-Programm zu etablieren. Ein Pilotprojekt führen wir gerade in Neustadt bei Coburg unter dem Motto „Auf Wiedersehen“ durch, um Spielwaren entweder zu recyceln oder wiederzubeleben.
Was ist hierbei die größte Herausforderung?
Für Hersteller von Kunststoffspielzeug dürfte die sortenreine Trennung von Recyclaten das größte Problem sein. Und was generell das Thema Kunststoff anbelangt, so muss man doch festhalten, dass eine Welt ohne ihn kaum denkbar ist. Kunststoff durchdringt alle Bereiche unseres Alltags, viele Design-Ikonen sind aus Kunststoff.
Wenn Sie den internationalen Vergleich ziehen: Ist der deutsche Spielwarenmarkt eher früh oder spät dran in Sachen Kreislaufwirtschaft?
Schwer zu sagen, aber da Deutschland das „Mutterland“ von Holzspielwaren ist, die wie kaum eine andere Warengruppe für Nachhaltigkeit steht, denke ich, dass dieses Thema hier immer schon eine Rolle gespielt hat. Ich bin überzeugt, in einigen Jahren wird Nachhaltigkeit beim Verbraucher nicht mehr als USP gesehen, sondern als State-of-the-art.
Achten die Kund*innen in der Breite auf Nachhaltigkeit – oder ist sie nur ein nachgelagerter Aspekt im Vergleich zu „harten“ Kaufkriterien wie Qualität oder Preis?
Der Trend ist zweifellos bei der jungen Elterngeneration vorhanden, allerdings ist auch richtig, dass im preissensiblen Deutschland der Aspekt Nachhaltigkeit im Konzert aller Kaufkriterien eine Rolle unter vielen spielt. Leider gilt gerade in diesen Zeiten: Nachhaltigkeit muss man sich auch leisten können, aber das spürt auch die Bio-Branche.