„Smart-Home-Lösungen müssen noch nutzerfreundlicher werden“

Klaas Moltrecht, Referent PropTech & Immobilienwirtschaft beim Digitalverband Bitkom, spricht über die Anwendungsgebiete für Smart-Home-Lösungen und fordert von den Herstellern mehr Transparenz beim Thema Datenschutz.
Klaas Moltrecht: „Das Smart Home wird smarter.“ (© Bitkom)

Herr Moltrecht, vier von zehn Menschen nutzen Smart-Home-Anwendungen, in der Corona-Pandemie sind die Zahlen in allen Bereichen gestiegen: Ob Beleuchtung, Videoüberwachung, Steckdosen oder Gartengeräte, das Geschäft boomt. Woran liegt das?  

Das liegt an verschiedenen gesellschaftlichen Entwicklungen, die Smart-Home-Lösungen nahelegen. Zum Beispiel smarte Thermostate: Mit steigenden Energiepreisen steigt auch das Einsparpotenzial. Auch der demografische Wandel führt zu einer verstärkten Nutzung, denn Smart-Home-Anwendungen können ältere Menschen unterstützen, länger im eigenen Zuhause zu leben. Auch die Corona-Pandemie hat ihren Teil beigetragen. Die Menschen waren mehr zu Hause und wollten es so komfortabel wie möglich haben. Grundsätzlich haben wir uns daran gewöhnt, alles mit dem Smartphone zu steuern, da ist es der nächste logische Schritt, das auch in den eigenen vier Wänden zu tun.  

Lange Zeit hatten die Deutschen Bedenken, ob die Technologie auch Datenschutz- und Sicherheitsanforderungen erfüllt. Sind diese denn inzwischen vergessen?  

Nein. Diese Themen haben weiterhin eine große Bedeutung. Mit der DSGVO besteht in der EU aber ein rechtlicher Rahmen, der einen guten Datenschutzstandard gewährt. Die Nutzenden können auch selbst etwas für die Sicherheit tun: bei seriösen Anbietern kaufen, sichere Passwörter wählen und auf Updates der Smart-Home-Geräte sowie des WLAN-Routers achten. Und es gibt auch Smart-Home-Lösungen, die nicht mit dem Internet verbunden und damit dann noch sicherer sind. 

Welche Hausaufgaben müssen die Hersteller machen, um die Vorbehalte aufzuheben?  

Beim Kauf müssen Laien auf den ersten Blick sehen, wie ihre Daten verarbeitet und geschützt werden, und zwar leicht verständlich. Das muss noch transparenter werden. Und die Anwendungen müssen noch nutzerfreundlicher werden. Sie zu installieren und zu bedienen darf auch für technisch Unerfahrene und Ältere keine Hürde darstellen.  

Mit dem neuen Industriestandard Matter wird es bald eine gemeinsame Basis für die Steuerung geben, der die Konnektivität der Geräte untereinander verbessert. Was bringt das? 

Hinter diesem Standard stehen viele große Anbieter. Damit wird es sehr viel einfacher, die Geräte verschiedener Hersteller miteinander zu verbinden. Das ist aktuell noch schwierig.  

Wie smart wird unser Zuhause 2030 sein?  

Die Nutzerzahlen werden zunehmen und die Anwendungen selbst werden sich weiterentwickeln. Das Smart Home wird smarter. Man wird weniger manuell einstellen müssen, die Sensoren und Aktoren werden besser untereinander vernetzt. Es wird viele Innovationen geben – insbesondere, wenn es darum geht, ein selbstbestimmtes Leben im Alter zu ermöglichen, wie Sozial-Roboter, mit denen man kommunizieren kann und die in der Lage sind, selbstständig einfache Tätigkeiten auszuführen. 2030 werden die Anwendungen viel verbreiteter sein als heute. Nach unserer Studie gehen fast 70 Prozent der Befragten davon aus, dass sich die Produkte in wenigen Jahren in jedem Haushalt finden werden.  

(jag, Jahrgang 1980) ist freie Autorin und in der Marketingwelt zuhause. Seit ihrem Studium begeistert sie das Thema, denn es steht einfach nie still! Was heute ein Trend ist, kann übermorgen Standard sein – oder wieder weg vom Fenster. Als waschechte Münchnerin ist sie ihrer Heimat natürlich (mit Ausnahmen in Frankreich und Regensburg) treu geblieben: #schönstestadtderwelt!