5 Fragen an Benedikt Sieweke (SunExpress)

Benedikt Sieweke ist CMO des Ferienfliegers SunExpress Airlines. Im Interview spricht er darüber, wie das Unternehmen KI in seiner Markenkommunikation einsetzt und was nach dem KI-generierten Audiospot die nächste Innovation ist.
Benedikt Sieweke
Benedikt Sieweke ist seit 2019 bei SunExpress Airlines, einer gemeinsamen Tochter von Lufthansa und Turkish Arlines, und seit 2021 CMO des Unternehmens. (© SunExpress)

Herr Sieweke, SunExpress will seine Markenbekanntheit steigern und expandiert stark im Markt für Ferienflieger. Wie hilft Ihnen KI dabei?

KI spielt eine Schlüsselrolle dabei, unsere Brand KPIs gezielt zu steigern und neue Marktpotenziale effizient zu erschließen. Sie ermöglicht es uns, begrenzte Ressourcen effizienter zu nutzen, Marketingprozesse zu automatisieren und die Brand Experience individuell anzupassen. So reagieren wir schneller auf Marktveränderungen und Kundenbedürfnisse, während wir gleichzeitig unsere Kostenstruktur schlank halten.

Sie sagen von sich, die erste Fluggesellschaft mit einem KI-generierten Werbespot gewesen zu sein. Worum ging es dabei?

Wir haben im Rahmen eines Pilotprojekts einen 20-sekündigen Audiospot mithilfe eines KI-Creator-Tools erstellt. Ich würde es heute als „erste Babysteps“ beschreiben, bei denen wir uns ausprobiert haben. Es hat zum Beispiel 30 schnelle Runden gedauert, bis wir mit dem Ergebnis zufrieden waren. War es perfekt? Nein. Deswegen haben wir auch im Spot thematisiert, dass er vollständig von einer KI produziert wurde. Aber wir haben wertvolle Erfahrungen gesammelt, von denen wir heute profitieren und die wir in die zahlreichen weiteren Steps mit einbringen konnten.

Wie sind Sie und Ihr Team an das Thema KI herangegangen?

Wichtig ist für uns, KI-Innovationen früh zu erkennen, diese zu testen und den Erfolg datenbasiert zu bewerten. Wir nutzen technologische Innovationen gern als Vorreiter, um unsere Agilität weiter zu stärken und Erfahrungen zu sammeln. Der KI-generierte Werbespot, entstanden in Kooperation mit RMS, war ein spannendes Experiment, das perfekt zu unserem Ansatz passt.

Um frühzeitig Trends zu erkennen und gezielt zu nutzen, haben wir unter anderem eine neue Position für Trend Scouting im Team geschaffen, die es uns ermöglicht, Innovationen schneller in unsere Prozesse zu integrieren. Wir setzen stark darauf, intern Know-how aufzubauen und gemeinsam mit externen Media- und Agenturpartnern gezielt KI-basierte Ansätze zu entwickeln, die einen echten Mehrwert für das Unternehmen, für jedes einzelne Team-Mitglied und vor allem den Kunden bedeuten.

Was machen Sie mittlerweile mit KI?

Wir haben drei Fokus-Säulen entwickelt, in denen KI eine zentrale Rolle spielt: Erstens im Bereich der Mediaplanung und Kampagnensteuerung, um die Effizienz unseres Marketings weiter zu steigern. Zweitens im Bereich CRM und Kundenpotenzialanalyse, mit dem Ziel, Marktpotenziale nicht nur schneller zu erkennen, sondern auch effektiver zu nutzen – stets mit dem Anspruch, aus Kundensicht einen echten Mehrwert in der Marketingkommunikation zu bieten. Unsere dritte Säule konzentriert sich auf die Kreation.

Besonders stolz sind wir darauf, die ersten Bewegtbild-Spots mit KI-generierten Voiceovers in TV-Qualität produziert und lanciert zu haben. Das ermöglicht nicht nur eine kürzere Time-to-Market, sondern auch deutlich geringere Produktionskosten. Ein Beispiel ist dieser Spot. Als Nächstes freuen uns schon darauf, den Abformatierungsprozess mithilfe von KI zu redefinieren.

Erklären Sie das bitte genauer.

Wenn wir eine Kampagne starten, benötigen wir eine Vielzahl unterschiedlicher „Creative Assets“ – also verschiedene Design-Elemente und Inhalte – für unterschiedliche Kanäle und Medien wie Out-of-Home oder Social Media. Das können schnell Hunderte bis Tausende von Variationen sein. Mit einem KI-Tool wollen wir künftig diese Formate automatisiert erstellen. Das spart nicht nur Zeit, sondern gibt uns auch mehr finanzielle und zeitliche Freiräume, die wir für kreatives Arbeiten und zum Testen neuer Ideen nutzen können. So gewinnen wir weiter an Geschwindigkeit und Flexibilität, um unsere Kampagnen effektiver und innovativer zu gestalten.


(tht, Jahrgang 1980) ist seit 2019 Redakteur bei der absatzwirtschaft. Davor war er zehn Jahre lang Politik- bzw. Wirtschaftsredakteur bei der Stuttgarter Zeitung. Der Familienvater hat eine Leidenschaft für Krimis aller Art, vom Tatort über den True-Crime-Podcast bis zum Pokalfinale.