5 Beispiele für Kreislaufwirtschaft und nachhaltiges Shoppen

Das Kaufverhalten der Konsumenten ist im Wandel, der Megatrend Nachhaltigkeit kommt immer mehr in der Gesellschaft an. Modemarken und Filialisten reagieren mit Investitionen und neuen zirkulären Geschäftsmodellen, wie fünf ausgewählte Beispiele zeigen.
NochMall
Die Berliner Stadtreinigung bietet in der "NochMall" gebrauchte Gegenstände an, Auktionen und ein Repair-Café ergänzen das Angebot. (© BSR)

Von Josefine Köhn

„Um bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen, unsere natürliche Umwelt zu erhalten und unsere wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, bedarf es einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft“, sagt Frans Timmermans. Der niederländische Politiker ist als Executive Vice President in der EU-Kommission für den „European Green Deal“ zuständig. Die europäische Wirtschaft sei noch überwiegend linear gestaltet und nur zwölf Prozent der Sekundärstoffe und -ressourcen gelangten wieder in die Wirtschaft zurück, so Timmermans.

Doch es gibt Grund zur Hoffnung. Wie Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Geschäftsmodelle schon heute in der Praxis funktionieren, zeigen die folgenden fünf Beispiele:

  1. Globetrotter und die Werkstatt für Weltenbummler
  2. NochMall von der Berliner Stadtreinigung
  3. H&M und die letzte Chance vor der Stadtmission
  4. Berlin und sein B-Wa(h)renhaus
  5. „Buy one – get a tree“ bei Recolution

Die einzelnen Aktionen im Kurzporträt:

Globetrotter und die Werkstatt für Weltenbummler

In mittlerweile sieben Städten bietet Globetrotter seinen Kunden an, kaputte Kleidung oder Ausrüstungsgegenstände vor Ort reparieren zu lassen. Egal ob ein Reißverschluss ausgetauscht, ein Riss geflickt oder die Jacke neu imprägniert werden muss – bei den Mitarbeitern der schmucken Werkstätten ist das Lieblingsstück in besten Händen. Das spart Ressourcen, schont die Umwelt und macht sich gleichzeitig als Marketinginstrument nicht schlecht.

Längst ist das Motto „Eine grünere Wahl“ zum Markenlabel geworden, mit dem Produkte gekennzeichnet sind, sofern sie den Kriterien von Globetrotter zufolge zu 100 Prozent grün und nachhaltig sind – also auch repariert werden können.

Während das Lieblingsstück abenteuertauglich gemacht wird, können sich die Kunden in den Klubhütten entspannen oder von Vorträgen und in Workshops inspirieren lassen. Produkte, die nicht gleich vor Ort repariert werden können, werden an das externe Serviceteam weitergeleitet.

NochMall der Berliner Stadtreinigung

„Des einen Müll ist des anderen Schatz“, lautet ein amerikanisches Sprichwort. Die Berliner Stadtreinigung hat das einfach mal wörtlich genommen und bietet in der „NochMall“ gebrauchte Möbel, Elektrogeräte, Haushaltswaren, Klamotten, Kinderspielzeug, Bücher, Medien und vieles andere an, was Secondhand gut gebraucht werden kann. Auktionen und ein Repair-Café ergänzen das Angebot.

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Darüber hinaus werden neue Formen des Marketings und Einkaufens ausprobiert. Beispiele sind die „Hör mir NochMall zu“-Playlist auf Spotify oder die mit dem Lockdown gestartete Möglichkeit, mittels WhatsApp & Collect remote zu shoppen. Via Messenger stöbern NochMall-Mitarbeiter gemeinsam mit den anrufenden Kunden durch die Regale. Erspähen die potenziellen Käufer ihr gebrauchtes Wunschstück, legen die Mitarbeiter es zur Abholung bereit.

H&M und die letzte Chance vor der Stadtmission

Seit dem Sommer 2020 ist die Secondhand-Plattform Sellpy von H&M auch in Deutschland online. In Schweden können Konsumenten das zirkuläre Geschäftsmodell bereits seit 2014 nutzen. Dazu müssen sie online die sechs Liter fassende Sellpy-Tasche bestellen, mit ausgemusterten Modellen aus dem eigenen Kleiderschrank füllen und an H&M senden. Einzige Auflage ist, dass die Kleidungsstücke gut erhalten und mindestens fünf Euro wert sein sollten.

Sellpy-Mitarbeiter sortieren die eingesandten Kleidungsstücke und stellen ihre Auswahl online. Danach haben die Kunden 48 Stunden Zeit, den Preisvorschlag zu ändern oder die Aufnahme zuvor aussortierter Artikel zu fordern. Wird das Kleidungsstück nicht verkauft, senkt ein Algorithmus sukzessive den Kaufpreis. Kleidung, die keinen Abnehmer findet, wird recycelt oder an die Stadtmission in Stockholm weitergegeben.

Karstadt und sein B-Wa(h)renhaus

Was passiert, wenn in einem ganz normalen Kaufhaus auf einmal auch Gebrauchtwaren angeboten werden? In einem Pop-up-Store haben der Berliner Senat und Karstadt das einfach mal ausprobiert. Im September 2020 eröffnete auf der dritten und vierten Etage des Karstadt-Hauses am Berliner Hermannplatz das B-Wa(h)renhaus. Bis zu 700 Käufe täglich wurden dort im vergangenen Jahr getätigt.

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„Die Aktion war so erfolgreich, dass wir sie in diesem Jahr weiterführen“, sagt Thomas Schwilling, als Referent zuständig für die Re-Use-Initiative der Berliner Senatsverwaltung. Ziel sei es, mittelfristig vier solcher Re-Use-Kaufhäuser im Land Berlin einzurichten. Neben dem Verkauf von Gebrauchtwaren über feste Aussteller sind auch Reparaturwerkstätten, Workshops und Vorträge geplant.

Weiterführende Informationen von Re-Use Berlin zum Kaufhaus der Zukunft.

„Buy one – get a tree“ bei Recolution

Jenseits vom Fashion-Mainstream gründeten die Schulfreunde Jan Thelen und Robert Diekmann im Jahr 2010 ein eigenes Modelabel. Ihre Idee, auf allen Ebenen „kompromisslos ethisch“ zu agieren, hat zwar mittlerweile Anhänger gefunden, reich geworden sind die beiden Gründer damit jedoch bislang nicht.

Immerhin aber hat sich „Recolution“ über die Jahre als veganes und faires Modelabel erfolgreich etabliert und gilt als engagierter Vorreiter bei „grünen“ und „fairen“ Themen. Mit Aktionen wie „Buy one – get a tree“ oder personalisierten „Support your local hero“-Textilien während der Corona-Krise fordern Thelen und Diekmann ihren Kundenstamm gezielt dazu auf, nachhaltig zu handeln.

mehr zum Thema: Warum es sich nicht ausschließt, schön und nachhaltig gekleidet zu sein, was die Circular-Fashion-Bewegung für den klassischen Modehandel bedeutet und warum der Lockdown den Wunsch nach Hygge-Detox gebiert, erklärt die Retail-Expertin Theresa Schleicher im Interview beim „Handelsjournal.