5 ≠ fünf 

Warum die Verwendung von Ziffern (5) im Vergleich zu ausgeschriebenen Zahlenwerten (fünf) überzeugender ist und zu höheren Klickraten führt. Unsere Kolumnistin hat es herausgefunden und präsentiert den wissenschaftlichen Beleg.
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Monika Imschloß ist Professorin für Marketing an der Leuphana Universität Lüneburg. (© Mark Elsner, Montage: Olaf Heß)

Neulich beim Optiker: Mit meinen Probe-Kontaktlinsen durch den Laden blickend, versuche ich herauszufinden, ob ich damit auf beiden Augen tatsächlich gleich gut sehe. Wer auf Sehhilfen angewiesen ist, kennt diesen kleinen Test: Ein Auge zuhalten, dann das andere, während man auf etwas Bestimmtes im Laden fokussiert. Mein Blick fällt dabei auf ein Plakat, welches „Eine [Brille] zahlen, zwei bekommen“ propagiert.  

Nicht nur wegen meiner Kontaktlinsen denke ich: Wäre es nicht klarer da „2 für 1“ zu lesen? Macht es denn einen Unterschied, ob Zahlen als Ziffern oder ausgeschrieben dargestellt werden? Beispielsweise bei einem Akku, der „sechs Stunden“ versus „6 Stunden“ Leistung verspricht oder einem Handyvertrag, der mit einer „Internet-Flat von einem Monat“ im Gegensatz zu „1 Monat“ beworben wird. 

Ziffern rufen positive Reaktionen hervor 

Die Ergebnisse des Forschungsteams um Marisabel Romero et al. (2025) deuten darauf hin, dass die Verwendung von Ziffern im Vergleich zu ausgeschriebenen Zahlen bei Konsumierenden positivere Reaktionen hervorrufen – obwohl beide Darstellungen die identische numerische Information vermitteln.  

Dieses Phänomen wurde in mehreren Studien belegt, unter anderem in einer Studie mit Facebook Ads. So wurde in Zusammenarbeit mit einem lokalen Online-Modehändler ein A/B-Test durchgeführt, bei dem Facebook-Werbeanzeigen mit dem Firmenalter des Händlers eingesetzt wurden. Die Anzeigen unterschieden sich ausschließlich in der Darstellung der numerischen Information („2 [vs. zwei] Jahre im Geschäft – wir geben der Gemeinschaft etwas zurück“). Ein Vergleich der Click-Through-Rate zeigt, dass die Anzeige mit Ziffern („2“) eine Klickrate von 1,92 Prozent erzielte, während die Anzeige mit ausgeschriebener Zahl („zwei“) nur 1,35 Prozent erreichte.  

Ein vergleichbarer A/B-Test im Kontext des Aufrufs zur Krebsfrüherkennung ergab, dass eine Anzeige mit Darstellung der Risikoinformation in Ziffern („1 out of 5 Americans will develop skin cancer“) eine Klickrate von 1,97 Prozent erzielte, während eine Anzeige mit ausgeschriebener Zahl („One out of Five …“) lediglich eine Klickrate von 1,02 Prozent erreichte. In einer anderen Studie wurden sogar Online-Reviews als hilfreicher wahrgenommen, wenn sie Ziffern statt ausgeschriebener Zahlen enthielten (zum Beispiel „zählt zu meinen Top 10 [vs. Top Ten]“). 

Ziffern fühlen sich intuitiv “richtiger” an 

Warum aber ist das so? Das Autorenteam argumentiert und zeigt, dass das numerische Format der Ziffern sich gegenüber ausgeschriebenen Zahlen intuitiv „richtiger“ anfühlt und dies dann primär zu positiveren Reaktionen der Konsumierenden beiträgt. 

Für mich heißt das: Zukünftig lieber die „Note 1“ als Bewertung vergeben statt einem „sehr gut“. Für das Marketing bleibt die Erkenntnis: Numerische Informationen überzeugen mehr, wenn sie als Ziffern und nicht als ausgeschriebene Wörter präsentiert werden. 


Quelle: Romero, M., Craig, A. W., Mormann, M., & Kumar, A. (2025). Are “10-Grams of Protein” Better than “Ten Grams of Protein”? How Digits versus Number Words Influence Consumer Judgments. Journal of Consumer Research, ucae030. 

Monika Imschloß ist Professorin für Marketing an der Leuphana Universität Lüneburg. Die Kolumnistin forscht zu multisensorischem Marketing, Digitalisierung und Nachhaltigkeit.