Das Timing hätte unglücklicher kaum sein können: Pünktlich zu Facebooks Quartalszahlen gestern quittierte der 2014 zugekaufte Messenger WhatsApp den Dienst. Für ein paar Stunden ging gestern Nacht nichts mehr.
Dabei hatte Facebook-Chef Mark Zuckerberg in der Analystenkonferenz zum neusten Zahlenwerk des Social Networks gerade neue Erfolgsmeldungen seiner 2014 für 22 Milliarden Dollar zugekauften Messenger-Tochter verkündet. Bereits 175 Millionen der insgesamt 1,2 Milliarden WhatsApp-Nutzer verwenden das Ende Februar ausgerollte Feature „Status“ inzwischen täglich.
WhatsApp Status: Von null auf 175 Millionen Nutzer in zehn Wochen
Ende Februar hatte die Facebook-Tochter in einem Blogbeitrag mitgeteilt, dass Nutzer in der neuen Version von Status nun auch Bilder und Videos mit Editier- und Filterfunktion mit Freunden und Kontakten in WhatsApp teilen können. Freunde können darauf wiederum mit privaten Nachrichten antworten. Nach 24 Stunden verschwindet das Update automatisch.
Facebook-Chef Mark Zuckerberg hatte es sich nicht nehmen lassen, seinem Erzrivalen, Snap-CEO Evan Spiegel, unmittelbar vor dem bevorstehenden Börsengang den nächsten Wirkungstreffer zuzufügen. Zuvor hatten Instagram und auch Facebook Snapchats Stories-Feature praktisch 1:1 übernommen.
Instagram und WhatsApp verfügen beide über mehr Stories-Nutzer als Snapchat
Instagram hatte Mitte April verkündet, bereits über 200 Millionen täglich aktive Stories-Nutzer zu verfügen, nun holt WhatsApp auf. Bemerkenswert: Beide Facebook-Töchter bringen es damit nach wenigen Monaten auf mehr täglich aktive Stories-Nutzer als der Pionier des Features – Snapchat.
Entsprechend konnte sich Mark Zuckerberg in der gestrigen Telefonkonferenz eine weitere Spitze gegen den Intimfeind nicht verkneifen: „Wir waren ein bisschen spät damit dran, die Kamera zum Zentrum des Teilens (von Inhalten) zu machen, aber ich glaube, jetzt liegen wir vorne“, erklärte der Facebook-Chef in Anspielung auf die massive Stories-Initiative in den vergangenen Monaten.
Snapchat will TV-Shows in seiner App starten
Der Anbieter der Messenger-App mit dem Geisterlogo ließ sich von WhatsApp Stories-Boom jedoch zumindest nicht an der Wall Street beeindrucken. Die Snap-Aktie, die so turbulent an der Börse gestartet war, legte im heutigen Handelsverlauf sogar knapp 4 Prozent zu.
Der Grund: Snap kündigte einerseits den Start des Ad Managers an, einem Analysetool für die werbetreibende Wirtschaft, das auch kleineren Kunden zu Verfügung steht. Vor allem jedoch die Aussicht auf Werbe-Dollars aus der TV-Branche elektrisierte die Börse: Wie das Wall Street Journal berichtet, will Snapchat Ende des Jahres drei- bis fünfminütige TV-Show im Stories-Umfeld starten.
Wie gut sich Snaps Geschäfte aktuell tatsächlich entwickeln, können Anleger in der kommenden Woche verfolgen, wenn der Börsenneuling erstmals seit dem Wall Street-Debüt eine Quartalsbilanz vorlegt.